„Wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe anhäufen und ausleeren. Wo sie dies selbst nicht kann, dort mache ich ein Loch in die Haut und lasse die schädlichen Stoffe heraus.“
Paracelsus von Hohenheim
Das Schröpfen gehört zu den Ausleitungsverfahren in der Naturheilkunde und hat seinen eigentlichen Ursprung in der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Mit Hilfe von Ausleitungs- oder Ableitungsverfahren wird der Körper von schmerz- und entzündungserregenden Substanzen befreit. Schröpfen wirkt aus Sicht der TCM über die Haut, über das Lymphatische System über Blut, Qi und das Wei Qi (Abwehr-Qi unter der Körperoberfläche). Die Wirkung besteht aus Auflösung von bestehenden Blockaden und einer Anregung des Energieflusses.
Das Schröpfen bewirkt eine Aktivierung der Meridiane (auch über die Akupunkturpunkte) und der Reflexzonen (Head´sche Zonen) des Rückens. Unter der Haut befinden sich die 14 Meridiane mit den direkten Verbindungen zu den inneren Organen (Zang-Fu).
Geschröpft werden Verhärtungen der Haut (Füllegelosen) oder leichte Eindellungen des Gewebes (Leeregelosen). Sie lassen auf Fehlfunktionen der mit dieser Stelle verbundenen Meridiane und inneren Organe schließen.
Wie wirkt nun Schröpfen?
Schröpfen reguliert den Fluss von Qi und Blut. Es kann äußere krankmachende Faktoren aus dem Körper ausleiten. Die Wirkung dieser Therapie kann wie folgt eingeteilt werden. Allgemein in eine Blutreinigung, Verbesserung der Zirkulation, Regulation und Anregung des autonomen Nervensystems und lokal durch Schmerzbeseitigung und Entspannung von Muskeln. Durch den entstehenden Unterdruck in den Schröpfgläsern erzielt man eine Steigerung der Durchblutung, eine Stoffwechselanregung des Gewebes und eine Erhöhung der Hauttemperatur. Schröpfen stärkt die Widerstandskraft des Körpers gegen äußere Angriffe. Durch Schröpfen im Bauchbereich oder auf dem Blasenmeridian am Rücken erzielt man eine Wirkung auf die inneren und die Verdauungsorgane. Aus chinesischer Sicht auf die Organe Milz und Magen, die der Motor unseres Körpers sind. Ein Teil des Immunsystems und auch die Möglichkeit einer natürlichen Selbstheilung beziehen wir durch die Verdauungsorgane Milz/Magen und den Darm.
Man unterscheidet ein schwache, mittlere, starke und leere Schröpfmethode, sowie die Schröpfkopfmassage. Schwaches oder leichtes Schröpfen wird als tonisierend bezeichnet, weil es Stagnationen beseitigt.
Starkes Schröpfen ist neben der Schröpfkopfmassage eine starke ableitende Technik. Durch diese Methode wird das Wei-Qi am stärksten beeinflusst. Damit wird eine Bewegung des Qi und des Wei-Qi bewirkt und somit innere und äußere pathogene Faktoren beseitigt und Stauungen aufgelöst. Besonders empfehlenswert ist das starke Schröpfen bei Schmerzsyndromen.
Leichte Schröpfkopfmassagen führen zu einem erholsamen Schlaf, lösen Verspannungen im Nacken und lindern Spannungskopfschmerzen.
Leeres Schröpfen wird wegen der Schnelligkeit der Behandlung auch Blitzschröpfen genannt. In schneller Reihenfolge werden bis zu 15 Gläser auf den Rücken aufgesetzt und in gleicher Folge wieder abgenommen und erneut aufgesetzt. Diese Methode wird bei schwachen Patienten eingesetzt um eine Blut-u- Qi-Stimulierung zu erreichen. Auch bei stressbedingten, seelischen Störung, Müdigkeit, Kältegefühl sowie gastrointestinalen Beschwerden.
Blutiges Schröpfen wird angewandt bei Füllzeichen und Blutstagnationen. An einem Behandlungspunkt mit Hitze oder Stase, z. B. durch starke Muskelverspannung und Schmerzen, wir mit einem Pflaumenblütenhämmerchen die Haut angestochen. Danach wird ein Glas mit starker Saugwirkung aufgesetzt. Durch die starke Saugwirkung tritt gering Blut aus der Haut und behebt Stauungen in diesem Bereich. Eine Behandlung dauert je nach Beschwerden, Befund und Reaktion des Patienten zwischen 15 und 30 Minuten.
Folgende Beschwerden können für eine Schröpftherapie geeignet sein:
• Abdominelle Beschwerden, wie Gastroenteritis, Magenbeschwerden, Verdauungsbeschwerden
• Gynäkologische Beschwerden, wie Menstruationsbeschwerden
• Anämien und Schwächesymptome
• Chronische Atemwegserkrankungen, akute und chronische Bronchitis
• Fazialisparese
• Hauterkrankungen
• Lymphödeme und Schwellungen an Gelenken
• Muskel- und Gelenkschmerzen
• Schmerzen HWS-BWS-LWS, Ischialgien
• Urologische Beschwerden, wie Reizblase, chron. Blasenentzündungen
• Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Nackenverspannungen die von Ängsten, Sorgen und körperlichen Störungen herrühren
• Beschwerden des Bewegungsapparates oder Sportverletzungen, Knie, Hüfte, Leiste, Schulter
Behandlung mit Schröpfen der faszialen Triggerpunkte (Druckpunkte der Skelettmuskulatur)
Diese Triggerpunkte werden als besonders empfindlich und schmerzhaft beschrieben. Durch das Schröpfen mit starken Unterdruck über den Triggerpunkten wird eine Auflösung der Stagnationen erreicht.
Quelle: Buch „Schröpftherapie in der Chinesischen Medizin“ von Ilkay Zihni Chirali